Die Veltens 02 - Rebenblut - Historischer Roman by Ellin Carsta

Die Veltens 02 - Rebenblut - Historischer Roman by Ellin Carsta

Autor:Ellin Carsta [Carsta, Ellin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-31T22:00:00+00:00


12. KAPITEL

Es war heiß an diesem Tag, und Isabel merkte deutlich, wie anstrengend es für den Vogt war, den anfangs steil ansteigenden Weg aus dem Dorf heraus bis zu der Gabelung zurückzulegen, von der aus man nach links direkt zu Isabels Haus und Weinberg gelangte und nach rechts zu den klösterlichen Reben. Wie auch schon in den letzten Tagen waren dort rund um die von den Staubers und den Veltens gepachteten Flächen Wachmänner des Bischofs postiert, die dafür Sorge trugen, dass keines der Familienmitglieder die Klosterhänge betrat. Der Vogt grüßte im Vorbeigehen den ersten Wachposten mit einer Geste und sah kurz zu Isabel, die ihrerseits den Blick starr nach vorn gerichtet hielt. Sie gingen geradeaus weiter und folgten dem Weg, der zum Kloster hinaufführte und eine weitere Steigung bot.

»Ich war schon lange nicht mehr hier oben«, sagte der Vogt völlig außer Atem. »Es ist heiß heute. Macht es Euch etwas aus, eine kurze Rast einzulegen?«

»Gewiss nicht, Vogt«, antwortete sie und blieb stehen. »Ich habe keine Eile, ins Kloster zu kommen.« Sie schluckte. »Es ist das erste Mal, dass ich hinaufgehe in dem Wissen, dort nicht Abt Dimitrius anzutreffen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass er wirklich tot ist.« Bei diesem Satz kam ihr ein Gedanke. »Sein Leichnam, wo ist er?«

Der Vogt machte eine Kopfbewegung in Richtung Kloster. »Die Mönche werden sich darum kümmern, dass er in geweihter Erde seine letzte Ruhe findet.«

»Wisst Ihr, wann das Begräbnis sein wird?«

Der Vogt verneinte. »Darüber habe ich bisher keine Nachricht erhalten.«

»Es wird doch nicht womöglich schon geschehen sein?«, fragte Isabel erschrocken. »Ich meine, ohne jemandem etwas davon zu sagen?«

»Das glaube ich nicht«, gab der Vogt in ruhigem Tonfall zurück. »Wir werden gleich erfahren, wann der Körper der Erde übergeben wird. Kommt, gehen wir weiter.«

Isabel setzte sich ebenfalls wieder in Bewegung, sah sich aber noch kurz zu ihrem eigenen Weinberg um. In der Ferne konnte sie ihre Lieben ausmachen, die ihrer Arbeit an den Reben nachgingen.

Es dauerte um einiges länger, als wenn Isabel den Weg allein hinaufgegangen wäre. Als sie oben beim Kloster ankamen, hatte der Vogt eine beunruhigend rote Gesichtsfarbe, und die Ader an seinem Hals pochte so heftig, dass sie in regelmäßigen Abständen hervortrat.

»Der Herr auf Euren Wegen«, begrüßte der Vogt den Mönch, der ihnen nach dem zweiten Klopfen öffnete. Es war derselbe, dem Isabel schon beim letzten Mal begegnet war. »Wir möchten gern mit Bruder Gerberth sprechen.«

»Gottes Segen begleite Euch«, erwiderte der Mönch. »Ich werde ihn fragen, ob er Zeit hat, Euch zu empfangen. Bitte folgt mir.« Er ging voraus, und Isabel und der Vogt folgten ihm schweigend.

Als Isabel gewahr wurde, wohin er sie führte, verfinsterte sich ihre Miene. Offenbar hatte Bruder Gerberth nicht gezögert, das Arbeitszimmer des Abtes für sich in Anspruch zu nehmen. Sie versuchte, ihre Wut im Zaum zu halten. Es stand ihr nicht zu, darüber zu urteilen, wie lange Bruder Gerberth damit hätte warten sollen. Dennoch musste sie schwer schlucken, als der Mönch sie und den Vogt gemeldet hatte und sodann den Eingang freigab.

Bruder Gerberth saß an dem Schreibtisch, an dem Isabel stets nur den Abt hatte sitzen sehen.



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